Was vermeidest du?
Hast du das auch? Etwas, was du willst oder weißt, dass es wichtig ist, aber - du machst es nicht.
Vermeidest du Gespräche mit deinen Mitarbeitenden, in denen es für die andere Seite unbequem werden könnte? Oder eine Entscheidung zu treffen? Oder pünktlicher Feierabend zu machen?
So oder so ähnliche Beispiele findest du sicher bei dir selbst. Frage dich für einen Moment: Was vermeidest du?
Bevor du weiterliest – bitte wirklich kurz die Frage für dich beantworten.
Hast du etwas? OK!
Ich verrate dir meins: den Post zu diesem Beitrag auf LinkedIn zu veröffentlichen…
Jetzt der spannende Teil, der mir sehr die Augen geöffnet hat, als ich es das erste Mal realisiert habe:
Du vermeidest nicht die Sache an sich, sondern das Gefühl, welches du dabei oder danach hättest, wenn du es tun würdest.
Bei den genannten Beispielen: Du führst das Gespräch und fühlst dich unsicher. Nach dem Gespräch fühlst du dich ungenügend, weil du es hättest besser machen können. Vielleicht ist noch eine Prise Scham dabei.
Du entschließt dich die Entscheidung zu treffen – du musst Infos einholen und mit Leuten sprechen. Das ist anstrengend – weil eigentlich gar nicht im Plan. Es geht nicht so schnell wie du dachtest. Du bist genervt und gestresst. Du triffst die Entscheidung – Angst kommt auf – war es die richtige Entscheidung? Zweifel – hätte ich nicht doch noch besser mit X und Y sprechen sollen?
Du gehst pünktlich von der Arbeit los: Du hast ein schlechtes Gewissen den Kolleg*innen gegenüber. Sorge, dass du die Themen morgen nicht schaffst. Du spürst den Druck der Wochenendarbeit. Leichte Panik kommt auf.
All die fett markierten Gefühle – und noch mehr dieser Art – sind es, die wir vermeiden wollen zu fühlen. Wir vermeiden nicht die Aktivität, sondern wie wir uns dabei und danach fühlen.
Und Gefühle sind Körperreaktionen. Somatisches Erleben. Sensorische Empfindungen in uns drin.
Das heißt, was vermeiden wir hier eigentlich? Ein Zusammenkrampfen unseres Bauches. Einen angespannten Nacken, einen flauen Magen, weiche Knie, einen Kloß im Hals, ein enger Brustkorb, schwere Arme und Beine. Ein warmes Gesicht oder kalte Füße, vielleicht ein Kribbeln, Ziehen oder Drücken. Mal intensiver, mal schwächer.
Das Vermeiden dieser Körperreaktionen steht uns im Weg etwas zu machen, was wir gerne wollen oder wissen, dass es wichtig wäre zu tun.
Wie können wir dennoch ins Handeln kommen?
Die Antwort: Uns erlauben unangenehme Gefühle zu spüren.
Es immer und immer wieder zu machen.
Dann wird es leichter.
Der Linked-In Post zu diesem Beitrag gehört für mich dazu. Ich erlaube mir Angst zu spüren. Auch Scham.
Und ich sage mir: Es sind „nur“ Vibrationen in meinem Körper. Nicht mehr und nicht weniger.
Falls du dich das nächste Mal dabei „erwischt“ zu prokrastinieren, frage dich: Welche Emotionen willst du nicht fühlen?
Was wäre, wenn du dich drauf einlässt – ganz bewusst. Und dabei mal für dich erkundest – wie sich das eigentlich anfühlt – diese Angst, diese Scham, dieser Druck, die Panik.
Ich mache das jetzt. Ich sage mir – dieser Beitrag und der Linked-In Post sind jetzt gut genug. Und ich spüre schon wie mein Atem flach wird, meine Halsschlagadern deutlich pulsieren und sich meine Schultern verspannen.
Welches unangenehme Gefühl wärst du bereit zu fühlen, um das zu machen und das zu bekommen, was wichtig ist?